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Lexus LC 500 Ultimate Edition. Letzter Halt.

Eine Ausfahrt voller Ehrfurcht. Lexus hat das LC 500 Cabriolet in der Ultimate Edition als limitiertes Meisterstück an den Start gebracht. An den Start? Nein, ans Ziel. Denn das Ende ist nah und da. Welch Schande. Wir haben in der Nummer 001 von 165 Abschied genommen.

Er hat sich extra nochmal in der Kleiderausgabe einen neuen weißen Kittel aushändigen lassen. Gestärkt und blütenweiß. Auch hat er eine neue Tastatur an den Rechner angeschlossen, eine keimfreie, ohne den geringsten Verdacht, dass ein unbemerkt herunter gefallenes Sesamkorn irgendeinen Tastendruck unangebracht beeinflussen könnte. Und sich lange überlegt, wie er diesem einmaligen Wagen respektvoll für seine letzte Reise nur das Beste mit auf den Weg geben würde.

Lexus LS 500 1

Ich bin mir nämlich ganz sicher, dass es kein Marketing-Sprech von Lexus war, als sie folgendes schrieben: „Der Motor wurde von einem Takumi (Werkstattmeister) eingestellt und auf ein weicheres Drehgefühl, einen hochwertigeren Sound und ein verbessertes Beschleunigungsverhalten abgestimmt. Auch das Hinterachsdifferenzial wurde von einem Takumi auf ein optimiertes Beschleunigungsverhalten abgestimmt.“

Ich glaube fest, dass dies kein Auftrag war, sondern der Werkstattmeister an ruhigen Sonntagen, wenn die Fabrik menschenleer war, für sich selbst beschlossen hatte, jedes der 165 V8-Schwerter aus der Ultimate Edition so verfeinert auf den Weg zu bringen. Und erst nach Abschluss seiner Arbeiten allen mitteilte, was er getan hat. Er hat es von sich aus getan. Aus Respekt vor diesem letzten Kunstwerk, bevor irgendwann jemand das Wort Downsizing in seiner Gegenwart ausspricht und es zu einem zwischenmenschlichen Problem kommen könnte. 

Ich hatte ja schon vor einigen Jahren das Vergnügen, einen Serien-LC fahren zu dürfen. Allerdings muss ich ehrlicherweise sagen: Mir war das damals zu viel Sylt. Zuviel Malte, zuviel Jonas, zu viel Pullover um die Schulter gelegt. Es lag an der Farbe. Es lag am Klang. Dieses Sansibar-Gefühl stellt sich bei der Ultimate Edition glücklicherweise überhaupt nicht ein. Das ist ein Meisterwerk. Für Connaisseure. Stilsicher kuratiert und verfeinert. Kein Raum für Verschlimmbesserungen der fernöstlichen Finesse durch Westerländer, Möglichkeiten zum Ankreuzen in der Ausstattungsliste: Null. Dieses Auto ist wie es ist. Perfekt. Alle 165 sind auch schon gebaut und warten auf den Verkauf. Nur um auf Nummer sicher zu gehen. Im März hat der Werkstattmeister zum letzten Mal Hand angelegt, jetzt ist es an 165 Menschen mit ausgeprägtem Sachverstand und Stilempfinden, sich diesen Meilenstein auf die beheizten weißen Keramik-Fliesen in der großzügig dimensionierten Garage zu stellen. 

Lexus LS 500 2

Warum großzügig dimensioniert wichtig ist und eine 50er Jahre-Tiefgarage für sieben Zwergen-Mobile gar keine gute Idee für die Unterbringung dieses Sportwagen ist, durfte ich selbst in den Tagen seines Besuches in Hamburg erfahren. Erschleichen ist vielleicht der bessere Ausdruck. So elegant der Wagen dasteht, so breit ist er auch. Ohne Einweiser mit Brillengläsern, die maximal drei Monate alt sein dürfen, fährt man den LC 500 nicht in so ein winziges Loch. Spiegel einklappen, damit man überhaupt durch das Rolltor kommt und dann mit dem Geodreieck den Winkel berechnen, um den sich der ausladende und muskelbepackte Hintern bei kleinsten Lenkkorrekturen bewegen wird. Auch wenn Fotos es nicht wiedergeben können: das Auto ist hinten deutlich breiter als vorne.

Mir war es recht, so hatte ich allen Grund mit dem Auto draußen rumzufahren, bis eine menschliche Einparkhilfe zur Verfügung stand. Und zum rumcruisen ist es gemacht. Ich muss aber trotzdem sagen: so wie bei meinem ersten Aufeinandertreffen mit dem Lexus bin ich dieses Mal nicht mit ihm umgegangen. Damals: Voll-Gas, Voll-Brems, ab dafür, mir doch egal. Das ist aber eben ein paar Jahre her. Man dachte ja irgendwie, das würde nie zu Ende gehen, es sei halt IRGENDEIN Auto und die Umgebung würde sich schon darüber freuen, wenn die 464 PS des Achtzylinders die Hosenbeine der Passanten flattern lässt im Vorbeiflug.

Lexus LS 500 3

Aber jetzt? Steht es auf einer Alu-Plakette auf der neu arrangierten Mittelkonsole: 001/165. Danach war es das. Und schon ist man vorsichtiger mit dem Auto. Weil eben keins mehr nachkommt. Und weil man die hochgezogene Augenbraue des Takumi vor dem geistigen Auge sieht. Und auch der Zeitgeist ist ja ein bisschen ein anderer. Die SoKo Autoposer lauert hinter jeder Hecke, die Mate-Mütter am Straßenrand haben den Finger am scharfgeschalteten Notruf-Abzug, und selbst man selbst will das Beschleunigungsgefühl dieses so feinen Motors immer noch ein bisschen aufsparen, wie die Spätzle mit geschmelzten Semmelbröseln beim Essen, weil sie sooo gut sind und man sich erst ganz am Schluss daran erfreuen will. Notiz an mich: mal einen japanischen Essenvergleich finden, Spätzle mit Sooß sind unangebracht bei einem Lexus.

Einsparbrötchen im Konzern genießen bei Lexus Hausverbot

Von den schnöden Eckdaten liegt so ein Lexus ja nicht meilenweit von einem Mustang Cabrio entfernt. Aber in echt gibt es (schon preislich) eigentlich keinerlei wirkliche Ähnlichkeit. Mustang, Muscle Car, fertig. Mit jeglicher Lebensberechtigung. Lexus hingegen: ganz feine Klinge, Handwerkskunst, aufregendes Interieur und eine Verarbeitung, wie man sie aktuell nur mit der Lupe aus dem Optikerfachgeschäft bei gutem Licht woanders suchen muss und ein Finden nicht garantiert ist. Ihr mögt lachen, aber ein Fach in der Mittelkonsole mit präziser Softclose-Funktion lässt mich den Glauben an die Menschheit wiederfinden. Die BWL-Optimierer und Einsparbrötchen im Konzern genießen bei Lexus sehr sicher Hausverbot in den Entwicklungsbüros.

Lexus LS 500 5

Im Innenraum dieses Wagens hat niemand zu keinem Zeitpunkt auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, was man günstiger produzieren, billiger einkaufen oder einfach aus nem alten Yaris nehmen könnte. Der Werkstattmeister hätte sofort seinen Kittel an den Nagel gehängt und sich (und dem Controller) das Leben genommen. Lexus soll ja nicht grundlos das Wort Luxus suggerieren. Man erwischt sich in diesem Auto sogar sehr oft dabei, dass man den Sonntagsverkehr auf der Landstraße aufhält, weil man gerade wieder eine schöne Naht im blauen Leder entdeckt, einen Schwung in einem Anbauteil, oder ein weiteres klar definiertes Drehrad mit satten Rastfunktionen einfach aus purer Lust bedienen will, um nicht Dinge in Menüs suchen zu müssen. Wer so ein Auto kauft, sollte erstmal drei Tage daheim ausziehen und in den Lexus einziehen um alle Eindrücke im Innenraum zu verarbeiten.

Aber dann mal. Sonntagmorgen. Wenn die Endzeitstimmungsverbreiter noch im Bircher Müsli rumstochern, dann raus damit und Attacke. Dosiert und Gentleman-like natürlich. Was aber ungewollt auch automatisch geschieht: Obwohl der V8 ein 5-Liter-Sauger ist (Hubraum, nicht Verbrauch, das muss man ja mittlerweile dazuschreiben), so fährt er sich doch ein bisschen wie ein Turbo. Weil der Japaner immer auf Nummer Doppelsicher geht, wird die Leistung auf den ersten Metern schon vernehmlich reduziert, damit ja nicht ein Rad auch nur an ein winziges Schlüpfchen denken kann. Erst sobald die 21-Zöller ausreichend Grip melden, werden die 464 PS der Ultimate Edition vollständig aktiv. Das klingt hier schlimmer als es ist, aber es fällt schon auf, dass man die krasse Kraft erst komplett zur Verfügung hat, wenn man eh schon möglicherweise ein bisschen zu dreistellig auf der Landstraße um eine Verhaftung bittet. Allerdings hat der Lexus dieses Problem aller kräftigen Fahrzeuge nicht exklusiv.

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Es gibt ja aber nicht umsonst von Komfort und Sport und Sport + bis hin zum Expert-Modus Einstellungen, die jedem Gemütszustand gerecht werden sollten. Gibt natürlich ein Extra-Rädchen im Blick des Fahrers dafür, man ist ja wankelmütig. Ich war es nicht. Sport+ ist mein Mood.

Hatte ich bei der damaligen Syltausgabe noch das etwas dünne Stimmchen mokiert, meldet sich die Ultimate Edition so wie es sich gehört. Nicht Ballermann-laut, aber eben genauso so, wie man es selbst gemacht hätte. Die 13 Lautsprecher des High End-Surround-Systems von Mark Levinson sind dadurch leider nutzlos geworden. Ich hab das Radio nicht einmal angemacht. Angemacht hat mich einfach der Sound des LC 500.

Das supersexy gespannte Stoffdach in Dunkelblau blieb selbst bei 8 Grad ganztägig unter seiner Klappe hinter den Kindersitzen verschwunden, die Warmlufströmungen sind auch nicht durch Zufall entstanden. Auch da hat jemand dran gearbeitet, der es einfach perfekt machen wollte. Und sogar wusste, wie es geht.

Nun könnte man sagen, dass man das für 141.000 Euro auch alles erwarten kann. Ähm, nein. Kann man schon lange nicht mehr. Es fahren da draußen genügend Beispiele rum, wo es dem Takumi grausen würde, was da in dieser Preisklasse teils durchgewunken wird.

Was ist sonst noch neu bei der Ultimate Edition? Ein leicht vergrößertes HD-Display, welches aus Gründen der Bedienerfreundlichkeit 86 mm näher an den Fahrer gerückt ist. Und auch hier ist sicher: das sind nicht zufällig 86mm. Das hat jemand vorher ermittelt. Mit einem frischen Metall-Lineal aus Damaststahl. Ohne Zweifel. Das für ein westeuropäisches Hirn zu komplizierte Touchpad in der Mittelkonsole ist übrigens entfallen, alles Wichtige hat jetzt wieder einen Schalter oder Regler mit einer einzigen Funktion. Bravo. Desweiteren wurden Federn und Dämpfer optimiert, Stabis, Querträger und Motorlager ein bisschen fester ausgelegt für ein direkteres Ansprechverhalten. Dazu ein neu abgestimmtes Brake-by-Wire-Bremssystem und neue Software für das 10-Gang-Getriebe, das besonders in der Stellung Sport + selbst im D-Modus einem Schaltgetriebe schon arg nahe kommt. Besonders das Zurückschalten beim Bremsen kannst du selbst nicht besser erledigen. Also Du vielleicht schon, ich nicht.

Von außen erntet man viele Ampel-Komplimente (an der, nicht von der), da die (einzige) Lackierung in Hakugin White wirklich großes Kino ist und an feines japanisches Porzellan erinnert. Killer ist aber ganz klar das Kachi-Blau des Interieurs. Es geht auf die Garne der Samurai-Rüstungen aus der Antike zurück, die in Kachi-iro (Farbe des Siegers) gestaltet waren. Man muss die Japaner für Sowas lieben.

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Warum hört man denn dann mit so etwas Wundervollem auf? Ihr wisst es. Allgemeine Verunsicherung, Kaufzurückhaltung bei Cabrios, öffentliche Steinigung von Achtzylindern.

Dabei wird alles wiederkommen. Erinnert sich noch jemand an die Zeit, als man beim Cabriokauf mehr oder weniger nur zwischen einem Golf 1, einem SL und einem MX5 wählen konnte? Bevor dann auf einen Schlag SLK, Z3, Boxster und Barchetta die Straßen geflutet haben. Genauso wird es wieder kommen. Erst wenn es keine Cabrios mehr gibt, wollen alle wieder eins. Trotzdem schade, dass fast alle Hersteller aktuell das machen, was eben der andere macht um ja nicht aufzufallen.

Da Lexus aber eigentlich nie im Verdacht des Plagiators stand können wir guter Hoffnung sein, dass nach dem LC Cabrio eine andere Offenbarung kommen wird. Der Takumi hat sicher schon feines Garn bestellt und näht schon von Hand ein neues Verdeck. Für ein noch besseres Cabrio. Ob bis dahin der V8 allerdings schon wieder gesellschaftsfähig ist, muss leider angezweifelt werden. Das dauert noch ein paar Jahre. Wir sind sehr gespannt, wer von Euch einen der 165 Ultimate Edition kaufen wird. Einer geht an einen unserer Leser. Da sind wir sehr sicher. Alles andere würde den Werkstattmeister traurig machen. 

TEXT und FOTOS Thomas Senn

PS: wer einen richtigen Vornamen hat, darf damit übrigens auch nach Sylt.
PPS: muss man aber gar nicht: die Strandfotos wurden an einer Straßenbaustelle vor einem Sandhaufen aufgenommen.

LESENSWERT.
WALTER.